Auf meiner letzten Indien-Reise wurde ich von einer Familie zu sich nach Hause eingeladen Das war ein absolut beeindruckendes Erlebnis, an dem ich euch heute teilhaben lassen möchte.
Angefangen hat alles an einem Bahnhof im Süden von Delhi. Es war etwa 23:00 Uhr. Blöderweise habe ich den letzten Zug verpasst, der in Richtung meiner Unterkunft gefahren ist. Ich war müde und bin darum etwas aus der Haut gefahren. Da hat mich eine Frau angesprochen. Sie fragte, was mir passiert ist und so kamen wir ins Gespräch. Sie war zu besucht bei Ihrer Schwester und Sie wohnt in Jawan, 30 km. Südlich von hier. Da meine Unterkunft in Faridabad genau auf dem Weg lag, bot Sie an mich auf Ihrem Moped mitzunehmen. Auf der Fahrt konnten wir natürlich nicht viel miteinander sprechen, aber in Faridabad angekommen lud sie mich ein, am Wochenende bei ihr und ihren Kindern vorbeizukommen. Diese Einladung nahm ich natürlich gerne an.
3 Tage später machte ich mich also am Morgen auf nach Jawan. Irgendwie hatte ich ein wenig ein mulmiges Gefühl. Zum einen war ich mir nicht sicher, mit dem der Adresse, die sie mir aufschrieb tatsächlich Ihr Haus oder Ihre Wohnung zu finden, zum anderen hatte ich keine Ahnung, was mich dort erwarten würde.
Mit ein wenig Fragen und viel Gestikulieren habe ich das Haus der Frau, ihr Name ist übrigens Prabhaa, doch recht schnell gefunden. Vieles hatte ich mir vorgestellt, sicher nicht das was mich dann gesehen habe. Prabhaa wohnt mit ihren beiden Söhnen in einem Haus mit mehr oder weniger einem Grossen Zimmer. Das ist Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer in einem. Nur die Toilette ist abgetrennt, ansonsten gibt es kein anderes Zimmer. Der Ventilator an der Decke sieht aus, als würde er bald kaputt gehen. Er macht knatternden Lärm, trotzdem ist es drückend heiss. “Wie kann man in dieser Hitze und bei diesem Lärm nur Schlafen?”, frage ich mich.
Sie hat mir ein art Gemüsesuppe zubereitet. Dazu gibt es frisches Naam, welches die Nachbarin gebacken hat. Der Mann, Suresh, sei vor drei Jahren gestorben. Die Familie ist seit dem fast ohne Einkommen und sehr Arm. Hin und wieder zahlt der Schwiegervater etwas, aber der habe auch nicht sehr viel, erzählt Prabhaa. Wie leben Kinder in Indien, frage ich mich. Zugleich bin ich schockiert und tief berührt, dass mir eine total fremde Frau so tiefe Einblicke in Ihr Leben gegeben hat, diese Begegnung hat mich die Augen geöffnet und ich werde sie sicher den Rest meines Lebens nicht vergessen.
Die zwei Jungen gehen zwar zur Schule, dafür müsse sie nur ein sehr geringes Schulgeld bezahlen, für die Schulbücher reicht das Geld aber nicht. Einige Wichtige haben Sie gebraucht bekommen. Ansonsten müssen sie Bücher mit anderen Kindern teilen. Fast unter Tränen, erhält mir Prabhaa, da Sie rund ein halbes Jahr nach Suresh’s Tod noch ein Mädchen zur Welt gebracht hat. Das sie keinen Ausweg sah, und nicht wusste, wie Sie das Baby ernähren und durchbringen soll, hat Sie es in einer Babyklappe abgegeben. Das sei eine neue Einrichtung, noch vor wenigen Jahren hätten Frauen in ähnlichen Situativen die Kinder einfach umgebracht.